ZitatAlles anzeigenExkurs zum Unwort: Asylant
Diese ist eine diffamierende Bezeichnung für ausländische Flüchtlinge.
Wegen seiner deutlich negativen Färbung raten wir vom Gebrauch dieses Wortes ab.
Überwiegend als diskriminierende Randgruppenbezeichnung benutzt taucht dieser
Begriff erstmals 1980 im Duden auf. Er wurde von Politikern und Medien
verwendet, um von den ‘richtigen’ Flüchtlingen abzugrenzen. Der Begriff
ist (oft unbewusst) ablehnend, wie viele Bezeichnungen, die mit "-ant"
enden (z.B. Spekulant, Querulant, Bummelant, Simulant, ...).
Bei ‘Asylant’ haben viele Menschen bereits negative Assoziationen, die
verhindern, dass die zentralen Fragen nach dem ‘Warum’ oder ‘Woher’
Flüchtlinge kommen gar nicht erst gestellt werden.
Oh Gott! Spracharbeit aus der Diakonie. Die Kirche als Hort der Aufklärung?
Vielleicht kommt ja vieles von da, aber dieser entsetzliche Blödsinn greift leider richtig um sich in den Reihen der Hilfsbereiten. Einfach zu faul für die kleinste geistige Regung, aber immer sicher im Besserwissen. Wer mit Gott ist, ist ja sowieso immer bei den Guten, gell? Was soll man da noch lange rumdenken?
In der Berliner Zeitung war gestern oder vorgestern der gleiche Sermon: Wörter auf "ant" sind negativ aufgeladen. "Querulant, Simulant, Asylant ..." Und der Schreiber war nicht zu blöde, auch noch "Demonstrant" einzufügen. Nur eben zu faul, auch mal anderes zu probieren. Warum soll man eine Behauptung auch prüfen? Es reicht schon, ein paar Bestätigungen zu finden. Prima, und wir vom TMF reichen gerne noch den "Pro7-Praktikant" nach. Vielleicht noch Fabrikanten und Lieferanten gefällig? Ein paar Repräsentanten? Intendanten und Kommandanten? Wie wär's mit Musikanten und Ministranten? ... Oh halt, nein: da sind wir ja wieder in der Kirche gelandet, bei den Guten. Da kann wohl was nicht sein.
Wenn man nicht so sicher im Besserwissen wäre, dann hätte man vielleicht mal was geprüft. Mit ein wenig Nachdenken oder Googeln kann man schon darauf stoßen, dass Nomen auf der Endung "-ant" regelmäßig Ableitungen aus Verben sind, die dann Personen bezeichenn, die eine Handlung ausführen. "Regelmäßig" meint dabei: das ist eine bekannte Wortbildungsregel - auf grammatischer Basis, und hat mit Wortbedeutungen nichts zu tun. "Elefant" und "Restaurant" gehören nicht in die Klasse. Und ... "ASYLANT": auch nicht.
Das Wort "Asylant" ist offenbar eine Worterfindung. Man kann durchaus vermuten, dass es in demagogischer Absicht gebildet wurde. Wer von der Verwendnung des Wortes abraten will, könnte positiv zu Wendungen raten, die den Kern der Sache verständlich bezeichnen. Wie zum Beispiel "Flüchtling" oder (wenn's gesalbter klingen soll) "Zuflucht Suchende", also Worte die Not und Hilfsbedürftigkeit ausdrücken ohne unter Fremdwortkenntnissen und bürokratischen Bezeichnungen begraben zu sein.
Das sprachlich Interessante ist auf jeden Fall aber nicht die Gemeinsamkeit von "Aslyant" mit den auf "-ant" abgeleiteten Worten, sondern im Gegenteil der Unterschied! Dass hier nämlich keine Verb die Grundlage bildet.
Was die Diakonie in dem Zitat oben betreibt, hat mit Aufklärung gar nichts zu schaffen. Das ist Verdunkelung und Verkleisterung der übelsten Sorte: Gedankenfaulheit, die sich als Wissen spreizt. Aufklärung beginnt mit dem "sapere aude": habe den Mut, dich deines eigenen Vestandes zu bedienen! Nur ist Aufklärung schon ein historischer Erbfeind der Kirche. Und der Ausspruch wird zumeist auf den großen "Ant-Man" persönlich zurück geführt: auf Immanuel K-ANT. Das muss ja irgendwie negativ sein, oder?
Das wirklich Ärgerliche an der Sache ist, dass diese Art gedankenfaulster "Aufklärung" auf das Anliegen der Hilfsbereitschaft selber zurück schlagen kann. Das ist absolut kein Einzelfall. man kann das duchaus als typischen Schwachsinn von "Gutmenschen" begreifen: von Leuten, die in bester Absicht Gutes wollen und dabei genauso gedankenfaul und dumpf verfahren wie ihre Gegenüber, die sie politisch bekämpfen wollen.
Und wer sagt, dass sie im Großen nicht genauso "arbeiten" wie hier im Kleinen? Predigen die Hilfsbereitschaft und sind zu faul, die Sache ordentlich zu durchdenken? Passen "Völkerwanderung" und "Asyl" zusammen? Kann die Hilfsbereitschaft wirklich die Antwort auf ein Problem der Größenordnung der Flüchtlingsströme sein? Was, wenn die Diakonie mit ihren Kräften am Ende ist? Ich vermute, dann wird sie auf ihre guten Taten verweisen - und das Problem in die Zuständigkeit anderer geben: selbst wenn es Stacheldraht- und Mauer-Bauer sind.
So pfuscht man sich durch. Hauptsache man den Hetzern von Rechts was entgegen gehalten. Und sei es bloß Müll.