Internet-Shop Zalando

  • Ich habe es hier reingestellt, weil ich nicht wusste, wo sonst. Bei Zalando geht es ja auch um Fashion& Style.


    Vielleicht habt ihr gestern ja auch den Bericht über Zalando bei RTL gesehen.
    Zalando fing 2008 mit einem Schuh-Shop an und ist nun Europas größter Online Händler für Bekleidung mit einem Jahresumsatz von 1 Milliarde Euro. Ich bin dort auch Kunde.
    Als ich den Bericht sah, konnte ich nicht glauben, was ich da sah. Unter welchen menschenunwürdigen Bedingungen die Angestellten dort arbeiten müssen. Das so etwas noch in unserem Land gibt - einfach unglaublich.
    Das Problem sehe ich ganz deutlich darin, dass es den Angestellten noch immer nicht gelungen ist, dort die vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) zu gründen.
    Ich werde nun vorerst nicht mehr bei Zalando kaufen - zumindest solange nicht, bis es dort eine Gerwerkschaft gibt.


    Der Bericht geht 30 Minuten:
    http://rtl-now.rtl.de/extra-rt…=151335&player=1&season=0

  • Ich habe die Vorschau zu diesem Bericht gesehen, und dachte schon - oh-oh...


    Ich kann den Bericht gerade nicht schauen, kannst du vielleicht eine kurze Zusammenfassung geben?

  • Eine Journalistin, die für RTL arbeitet, hat sich bei Zalando eingeschleust. Sie arbeitete mit versteckter Kamera als sogenannte Pickerin. Sie musste also in dem riesigen Lager die bestellten Produkte aus den Regalen nehmen und zur Versandabteilung bringen. Sie hatte einen Schrittzähler versteckt, sodass sie feststellen konnte, dass sie täglich zwischen 20 und 27 Kilomter in einer 8 Stundenschicht laufen musste. Die Luft ist in dem Lager so schlecht, dass dort nahezu täglich Mitabreiter umkippen. Der Rettungswagen ist fast täglich dort. Die Angestellten dürfen niemals sitzen, haben nur zwei Mal 30 Minuten Pause. Wobei ein Weg, um das Lager zu verlassen (18 Fußballfelder groß) schon zwei Mal 10 Minuten beträgt. Sie werden in den Pausen am Körper per Zufallsprinzip durchsucht. Sie werden von Vorgesetzten bespitzelt. Der Druck ist enorm.
    Da sie mit dem Scanner die Produkte scannen, weiß der Vorgesetzte jeder Zeit, wo sich ein Mitarbeiter aufhält. Die Journalistin war 7 Minuten über der Zeit. Sofort gab es einen Anruf von oben und sie wurde von der Abteilungsleiterin darauf angesprochen. Überwachung nonstop! Es sieht aus, wie in einem Straflager. Es lohnt sich, den Bericht anzuschauen! ;)

  • Ja...eigentlich darf man nirgendwo mehr online einkaufen gehen. :S


    Habe kein Konto bei Zalando (die Markensachen kann ich mir eh nicht leisten), aber bei Amazon gehts ja auch sch... zu. :pinch:


    :evillaugh: "Möge der Glücksschlüpfer mit dir sein" :evillaugh:


  • Wirklich überraschen kann einen sowas aber nicht. Über Amazon gab es ja vor einem (?) Jahr einen sehr ähnliche Bericht, bzw. mehrere Berichte über menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, teilweise richtete sich die Kritik sogar gegen die Übernachtungsmöglichkeiten und Versorgung der vorrübergehend eingestellten Arbeitskräfte während des Weihnachtssgeschäft. Amazon hat da in Deutschland extrem bluten müssen.


    Und wenn Zalando konkurrenzfähig sein will, müssen sie eben irgendwo sparen. Ich habe nie dort eingekauft und werde es auch künftig nicht tun. Möglicherweise kann der Bericht von RTL tatsächlich was ändern, da kaum ein anderes Volk so rigoros beim Boykottieren solcher Verhaltensweisen ist wie die Deutschen ... wäre wünschenswert ...



    Edith sagt: Bei den Twitter-Trends-Deutschland ist #Zalando gerade Platz 3. Scheint also wirklich ein aktueller Aufreger zu sein, den sehr viele bemerken.


    Edith die zweite sagt: http://www.handelsblatt.com/un…nalistin-vor/9766652.html :rolleyes:

  • Das ist ja mittelalterliche Sklaventreiberei... :thumbdown:


    Warum haben die kein Logistik-System für sowas? Da holt der Roboterarm holt die Sachen aus dem Regal, tu sie in ein Wägelchen und das macht dann die ganzen Kilometer.


    Die Mitarbeiter sind hauptsächlich am Computer bzw. verpacken dann die ganzen Sachen.


    Und ist erst noch weniger fehleranfällig...


    Und die ganze Überwacherei, das ist eh unglaublich.


    Ich sage gerne: Politisch leben wir in einer Demokratie, aber am Arbeitsplatz sind wir nicht besser dran als irgendein tyrannisiertes Volk.


    Ich finde, man sollte die Leute ihre Chefs selber wählen lassen.


    DAS wäre mal eine Revolution...



    Bin keien Zalando-Kundin, aber bei Amazon habe ich schon oft bestellt... :S

  • Und wenn Zalando konkurrenzfähig sein will, müssen sie eben irgendwo sparen.


    Dann einfach bei den Managergehältern sparen. Da müssen die feinen Herren Manager eben damit klar kommen, dass sie nur 9 Porsches in ihrem Fuhrpark haben und nicht mehr 10 und dann haben die goldenen Wasserhähne in ihrer Villa eben ein paar Karat weniger. :schulterzuck:


    Aber: Als Zuschauer von fernsehkritik.tv weiß ich, dass Berichte von RTL mit Vorsicht zu genießen sind.#


    Zitat

    Bin keien Zalando-Kundin, aber bei Amazon habe ich schon oft bestellt... :S


    Das doofe ist, man sagt ja immer "Der Kunde soll halt zur Konkurrenz" gehen, aber man hat fast keine Alternative. Wenn man hört "Adidas profitiert von Kinderarbeit" und sich dann sagt "OK, dann kauf' ich halt nur noch Nike-Sportschuhe" bringt das auch nichts.
    Oder der Kunde hört "Bei Lidl werden Mitarbeiter ausgebeutet" und dann sagt man "OK, kauf ich halt bei Aldi ein."
    Ausnahme: Wenn es heißt "Bei Schlecker werden Mitarbeiter ausgebeutet.", dann kann man mit Recht sagen "OK, ich kaufe bei dm ein.", die sind wirklich seriös.

  • Ich habe noch nie bei Zalando eingekauft und nur ganz selten bei amazon (eher bei cede.ch weil da die lieferung schneller geht weil die halt in der CH sind, man auch per einzahlungsschein bezahlen kann und sowas). Aber ist schon krank wie es bei so onlineshops zugeht :(

  • Aber: Als Zuschauer von fernsehkritik.tv weiß ich, dass Berichte von RTL mit Vorsicht zu genießen sind.


    Über Zalando gibt es auch schon viele andere derartige Berichte, im TV u.a. von öffentlich-rechtlichen Reportage-Magazinen. Ich glaube z.B. ZDF-Zoom hat da mal einen großen Bericht zu gehabt vor ein oder zwei Jahren. Und natürlich gab es viele kleinere Berichte bei Reportage-Magazinen wie Report, Panorama etc. Das ganze ist keine neue Angelegenheit (aber bei RTL erreicht sowas natürlich andere Zuschauergruppen und kann so vielleicht nochmal eine andere Wirkung erzielen). Bei RTL werden diese Berichte aber natürlich etwas dramatischer und emotionalisierter präsentiert, kann schon sein, dass da die Sachlichkeit hier und da auf der Strecke bleibt. Habe den Bericht nicht gesehen. Schätze aber dass das juristische Vorgehen von Zalando sich eher gegen die Art der Recherche-Methoden richtet (Mitarbeiter einschleusen, heimlich Aufnahmen machen etc.).

  • Akaryuu hat Recht!
    Als ich mal bei google "Zalando Kritik" eingab, sah ich Berichte über schlimme Zustände, die schon ein Jahr zurückliegen. Da hat sich also nichts geändert. Eine Gewerkschaft muss her. Aber dafür müssen sich die Angestellten zusammentun.
    Bei Zalando wird jeder zweite Artikel zurückgeschickt. Jeder Online-Händler hat dieses Problem bei Kleidung. Die muss halt passen und auch an einem angezogen gefallen, während man ein Elektroartikel ja nur zurückschickt, wenn er Funktionsstörungen hat.
    Die Politik ist gefragt und solange sie nicht reagiert, wird sich nicht viel ändern. ;(

  • Na ja, wenn man günstig online einkaufen kann und das Unternehmen die Kosten hat, um zehn Artikel zu verpacken und zu versenden, von denen man dann neun zurückschickt, weil man sowieso nie vorhatte, so viel zu kaufen, aber es eben so herrlich bequem ist, dann muß ja irgendwo gespart werden, damit das hinterher wirtschaftlich aufgeht. Da sollte man sich dann als Kunde nicht über die Arbeitsbedingungen oder die schlechte Bezahlung der Mitarbeiter wundern. Wobei die Grundtatsache, daß die Lagerarbeiter große Strecken zurücklegen müssen, ja per se nicht schlecht ist. Würde man einen Mediziner fragen, was gesünder ist, 8 Stunden lang am Büroschreibtisch sitzen und den Bildschirm anstarren oder in 8 Stunden 20-25 km beim Hin- und Herlaufen zurücklegen, er würde wahrscheinlich für letzteres plädieren. Aber wenn dabei nicht mal für eine ordentliche Belüftung der Räume gesorgt ist, hört der Spaß natürlich auf, von unzulänglichen Pausenbedingungen und der totalen Überwachung mal ganz abgesehen. Bei dieser Überwachung, so wie sie in der Zusammenfassung geschildert ist (ich habe die Reportage nicht gesehen, schaue mir so was auf RTL und anderen Privatsendern grundsätzlich nie an, weil mir das viel zu reißerisch und unsachlich ist), frage ich mich allerdings, was der Datenschutzbeauftragte von Zalando eigentlich den lieben langen Tag macht und ob der Landesdatenschutzbeauftragte sich nach solchen Berichten nicht mal veranlaßt sieht, ein paar unangenehme Fragen zu stellen. Betriebsrat hat Zalando ja keinen, wobei mir auch da völlig unverständlich ist, warum die Mitarbeiter sich keinen wählen. :schulterzuck:

  • a ja, wenn man günstig online einkaufen kann und das Unternehmen die Kosten hat, um zehn Artikel zu verpacken und zu versenden, von denen man dann neun zurückschickt, weil man sowieso nie vorhatte, so viel zu kaufen, aber es eben so herrlich bequem ist, dann muß ja irgendwo gespart werden, damit das hinterher wirtschaftlich aufgeht.


    Natürlich muss gespart werden. Eben bei den Managergehältern! :schulterzuck:

  • Das doofe ist, man sagt ja immer "Der Kunde soll halt zur Konkurrenz" gehen, aber man hat fast keine Alternative. Wenn man hört "Adidas profitiert von Kinderarbeit" und sich dann sagt "OK, dann kauf' ich halt nur noch Nike-Sportschuhe" bringt das auch nichts.
    Oder der Kunde hört "Bei Lidl werden Mitarbeiter ausgebeutet" und dann sagt man "OK, kauf ich halt bei Aldi ein."
    Ausnahme: Wenn es heißt "Bei Schlecker werden Mitarbeiter ausgebeutet.", dann kann man mit Recht sagen "OK, ich kaufe bei dm ein.", die sind wirklich seriös.

    Da hst du recht. Die funktionieren natürlich alle nach dem gleichen Prinzip, das ist einfach dasselbe in Grün.


    Wenn schon muss man eine defintive Kehrtwende machen und in kleinen Läden, wo sie Ware aus kleineren Manufakturen verkaufen.


    Das ist aber im Normalfall nicht so günstig zu haben - und da werden sich dann wohl einige dagegen entscheiden.


    Und so funktionieren die Multis fröhlich weiter.


    Es ist wirklich ein Systemproblem, denke ich. Solange Gewinnmaximierung die oberste Maxime jeder Firma ist, wird überall Druck ausgeübt - auf die Hersteller, billiger zu produzieren (die Ware, die Zalando und Konsorten verkauft, wird ja unter noch mieseren Bedinungen hergestellt als sie nachher verkauft werden, das sollte mal nicht vergessen werden!!!), auf die Mitarbeiter, mehr zu arbeiten für weniger Lohn...


    Als die Kleiderfabrik in Thailand (?) zusammenbrach, da war ein Riesenaufruhr. Und es wurde klargemacht, dass es so nicht weitergehen kann. Nur: Die Multis kaufen ja dort ein. Denen sind die Produktionsbedingungen wurscht, solange sie es nur billig bekommen.


    Man müsste direkt Gesetze einführen, nach dem in Deutschland/der Schweiz keine Ware, die unter solchen Bedingungen hergestellt werden, verkauft werden dürfen.


    Sorry, das ist jetzt ein anderes Thema. Aber das ist ja der Punkt, es geht einfach darum, dass die Menschen dem Gewinn untergeordnet werden, anstatt mit guter Arbeit ehrliches Geld zu verdienen.

  • Noch ein Punkt: Es wird manchmal gerne argumentiert mit der "Billig-Gesellschaft", also dass die Kunden ja gerne zu möglichst günstigen Preisen einkaufen wollen und deswegen der Kunde an den mießen Arbeitsbedingungen Schuld sein soll.


    Nur: Der Mitarbeiter von Zalando, der den Hungerlohn bekommt, muss auch etwas essen. Aber mit seinem Hungerlohn ist er gezwungen, nur billige Nahrungsmittel einzukaufen. Also geht er nun mal zwangsläufig zu Lidl, um dort günstig zu kaufen. Und der ausgebeutete Lidl-Mitarbeiter braucht auch mal Kleidung, leider kann er sich mit seinem Hungerlohn nur billige Kleidung leisten. Also kauft er bei KiK ein. Und der ausgebeutete KiK-Mitarbeiter muss so lange arbeiten, dass er keine Zeit hat, sich für sich zu Hause einen PC zu kaufen, also muss er bei Amazon bestellen.


    Und die, die es sich leisten können: Die haben ja keine andere Wahl. Liebend gerne würde ich ein Notebook made in Germany kaufen, aber es werden in Deutschland schlicht keine Notebooks hergestellt, auch wenn ich es mir leisten könnte. Und ich würde gerne mir eine Premium-Cola http://www.getdigital.de/Premium-Cola.html bestellen, aber leider hat diese zu viele Kalorien und eine Zero/Light-Version der Premium-Cola mit 0 Kalorien gibt es nicht.


    Und Afri-Cola gibt es nicht in meinem Supermarkt, sondern nur in der Hochschul-Cafeteria, aber nicht die Light-Version.

  • Ich finde, da hast du recht, Hurl. Und ich finde es super, dass du versuchst, Produkte aus deinem Land zu bekommen!


    Andererseits finde ich, dass es doch auch Möglichkeiten gibt mit bescheidenem Budget. Leider ist der Mensch aber halt nie zufrieden mit dem, was er hat.


    Wir wollen halt alle einen Fernseher, einen Computer, ein Smartphone, Ferien etc.


    Früher hat das Essen 50% der monatlichen Ausgaben in Anspruch genommen - und heute meckern wir, dass biologische Lebensmittel so teuer wären und wir deshalb in den Billigsupermarkt müssten!


    Es ist auch eine Frage der Prioritäten. Und die wollen wir nicht setzen. Wir wollen eben alles. Und dann haben wir lieber alles, aber alles halt billig.


    Somit: Guck doch mal, ob du ein ANDERES Getränk bekommst, das in Deutschland hergestellt ist. Natürlich muss es dir schmecken! Aber wer weiss, ob du da nicht noch spannende Entdeckungen machst.


    Und übrigens: Immer noch das billigste Getränk ist Wasser ab Leitung. Ich verstehe gar nicht, warum man sich gezuckerte Getränke für teures Geld (auch beim billigsten Anbieter...) kaufen soll, wenn man das gesündeste und billigste Produkt bereits bei sich zuhause in unbegrenzter Menge hat? :schulterzuck:

  • Na ja, wenn man günstig online einkaufen kann und das Unternehmen die Kosten hat, um zehn Artikel zu verpacken und zu versenden, von denen man dann neun zurückschickt, weil man sowieso nie vorhatte, so viel zu kaufen, aber es eben so herrlich bequem ist, dann muß ja irgendwo gespart werden, damit das hinterher wirtschaftlich aufgeht. Da sollte man sich dann als Kunde nicht über die Arbeitsbedingungen oder die schlechte Bezahlung der Mitarbeiter wundern. Wobei die Grundtatsache, daß die Lagerarbeiter große Strecken zurücklegen müssen, ja per se nicht schlecht ist. Würde man einen Mediziner fragen, was gesünder ist, 8 Stunden lang am Büroschreibtisch sitzen und den Bildschirm anstarren oder in 8 Stunden 20-25 km beim Hin- und Herlaufen zurücklegen, er würde wahrscheinlich für letzteres plädieren. Aber wenn dabei nicht mal für eine ordentliche Belüftung der Räume gesorgt ist, hört der Spaß natürlich auf, von unzulänglichen Pausenbedingungen und der totalen Überwachung mal ganz abgesehen. Bei dieser Überwachung, so wie sie in der Zusammenfassung geschildert ist (ich habe die Reportage nicht gesehen, schaue mir so was auf RTL und anderen Privatsendern grundsätzlich nie an, weil mir das viel zu reißerisch und unsachlich ist), frage ich mich allerdings, was der Datenschutzbeauftragte von Zalando eigentlich den lieben langen Tag macht und ob der Landesdatenschutzbeauftragte sich nach solchen Berichten nicht mal veranlaßt sieht, ein paar unangenehme Fragen zu stellen. Betriebsrat hat Zalando ja keinen, wobei mir auch da völlig unverständlich ist, warum die Mitarbeiter sich keinen wählen. :schulterzuck:


    "Günstig einkaufen" und "versandkostenfrei mit fast unbeschränkter Rückgabegarantie online einkaufen" sind für mich Tatbestände, die getrennt betrachtet werden müssen.
    Ein "günstigen" Einkaufs ist grundsätzlich immer damit verbunden, dass auch "günstig" produziert werden muss und die Kosten des Absatzes möglichst niedrig gehalten werden, damit sich die Sache für den Unternehmer rechnet. Was Zalando angeht, kann man m.E. nicht behaupten, dass dort "günstige" Kleidung vertrieben wird. Wenn ich mich dort umschaue, finde ich Kleidung, die vielfach über die Onlineshops der Hersteller zum selben Preis angeboten wird. Der eine bietet billige T-Shrits an, der andere teure. Bei amazon habe ich Produkte oft schon günstiger gesehen als bei Zalando. Preisgestaltung und Gewinnmargen sind gerade in der Textilindustrie schwer durchschaubar. Wenn Kleidung für wenige Euro auf den Markt geworfen wird, kann man fast sicher sein, dass sie nicht unter fairen Bedingungen produziert wurde, aber umgekehrt? Der Kauf (relativ) teurer Produkte ist keine Garantie für Qualität und faire Arbeitsbedingungen. Bei Kleidung steht meist der Prestigefaktor im Vordergrund. Ob der Hersteller zu zumutbaren Bedingungen produzieren lässt und vertreibt oder nur schwindelnd hohe Gewinmargen realisiert, dürfte ein Faktor sein, auf den weder die Rücksendepolitik des Verbrauchers noch ein Unternehmen wie Zalando Einfluss haben.
    Bedeutsam sind die Kaufentscheidungen der Konsumenten. Auf das Problem, dass Geringverdiener kaum die Möglichkeit haben, sich für teure Ware zu enstscheiden, wurde hier bereits hingewiesen.Hurl hat Recht. Orchidee aber auch. Was meiner Meinung nach nicht vergessen werden sollte ist, dass gerade diejenigen, die nicht so viel Geld haben wie andere, keinen tollen Job usw., unter einem hohen Druck stehen, in der Gesellschaft dazuzugehören und im Wettbewerb nicht unterzugehen. Es ist nicht mehr die Frage, ob man genug Nahrung hat um zu überleben oder ob ein Leben ohne Smartphone denkbar ist. Die Frage ist meistens, ob die Betreffenden sich als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft empfinden, wenn sie Klamotten tragen, die eine Topqualität aufweisen, aber 20 Jahre alt sind und sich dies und jenes, das für die Merhheit absolut selbstverständlich ist, nicht leisten können. Das wird in den meisten Fällen mit "Nein" bentwortet werden müssen. Ich finde es schwierig, einem Menschen so etwas vorzuwerfen. Da müsste sich das gesellschaftliche Bewusstsein ändern. Das wiederum wäre aber wieder kontraproduktiv für die Volkswirtschaft. Allgemeine Bedürfnislosigkeit schadet dem Bruttoinlandsprodukt.


    Einfluss hat Zalando aber auf seine Vertriebswege und -kosten.
    Es gäbe Möglichkeiten, den Kunden die Versandkosten aufzuerlegen oder sie zumindest mit einem kleinen Anteil an den tatsächlichen Versendugnskosten zu beteiligen, um das Bestellverhalten zu beeinflussen Ich gehe davon aus, dass sich das bestehende Modell für Zalando rechnet, weil im Endeffekt doch mehr beim Besteller verbleibt und bezahlt wird als gesoart würde, wenn die Kunden sich aufgrund hoher Versandkosten mit Ordern zurückhielten. Letztlich können das nur Branchenkenner beantworten.


    Die Frage, warum die Mitarbeiter keinen Betriebsrat wählen, scheint mir ein bisschen naiv. Es war ja die Rede davon, dass die Bildung eines Betriebsrats unterdrückt wird. Sowas passiert auch heutzutage noch immer wieder, indem man versucht, die Mitarbeiter, die sich daran beteiligen loszuwerden und sie schikaniert. Dies Methoden sind offenbar so wirksam, dass sie selbst bei Organisationen, bei denen man das nie für möglich halten sollte, etwa sozialen Unternehmen, die zu den großen Wohlfahrtsverbänden gehören, über Jahre und Jahrzehnt wirksam angewendet werden. Amazon nach Ausage von verdi offenbar seit Jahren und enger Beobachtung der Gewerkschafter. Trotzdem gelang die Wahl eines Betriebsrats erst 2013.


  • Sicher, alles kann man nicht sozialverträglich kaufen, aber es gibt schon so vieles, wenn man will und das Kleingeld dazu hat. Ich versuche es zumindest, soweit mein Portemonnaie es hergibt. Habe da jetzt vor allem mit Kinderkleidung angefangen, vor allem die GOTS zertifizierte und damit besonders nachhaltig hergestellte, zu kaufen. Ansonsten kaufe ich das meiste im Biomarkt ein (nicht zum Bio-Discounter) und versuche meinen Konsum, vor allem an Fleisch zu reduzieren. Klar ich kauf auch liebend gern bei Amazon ein und lasse vieles über Hermes verschicken, wo man auch weiß, dass die Arbeitsbedingungen nicht das Goldene vom Ei sind. Aber irgendwo sind halt Grenzen gesetzt. Ich denke, fast jeder kann irgendwo anfangen, und wenn es nur bei Kleinigkeiten ist.

    "Beauty begins the moment you decide to be yourself" (Ondria Hardin)

  • Was meiner Meinung nach nicht vergessen werden sollte ist, dass gerade diejenigen, die nicht so viel Geld haben wie andere, keinen tollen Job usw., unter einem hohen Druck stehen, in der Gesellschaft dazuzugehören und im Wettbewerb nicht unterzugehen. Es ist nicht mehr die Frage, ob man genug Nahrung hat um zu überleben oder ob ein Leben ohne Smartphone denkbar ist. Die Frage ist meistens, ob die Betreffenden sich als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft empfinden, wenn sie Klamotten tragen, die eine Topqualität aufweisen, aber 20 Jahre alt sind und sich dies und jenes, das für die Merhheit absolut selbstverständlich ist, nicht leisten können. Das wird in den meisten Fällen mit "Nein" bentwortet werden müssen. Ich finde es schwierig, einem Menschen so etwas vorzuwerfen. Da müsste sich das gesellschaftliche Bewusstsein ändern. Das wiederum wäre aber wieder kontraproduktiv für die Volkswirtschaft. Allgemeine Bedürfnislosigkeit schadet dem Bruttoinlandsprodukt.

    Nein, vorwerfen sollte man das einem Menschen nicht. Dazuzugehören ist seit Jahrtausenden ein wichtiger Faktor in unserer Gesellschaft - so funktionieren wir als Einheit und nicht nur als Konglomerat Einzelner.


    Umgekehrt ist aber gerade das Konsumentenverhalten letztlich treibende Kraft der Wirtschaft. In den letzten Jahren hat sich das Bedürfnis der Konsumenten z.B. immer mehr zu hin biologischen Lebensmittel entwickelt - der Markt kommt kaum nach, diesen Bedarf zu decken. Dieser Bedarf stammt von den Konsumenten selber und prägt und verändert die Marktwirtschaft, Landwirtschaft, damit auch die Landschaft etc.


    'Allgemeine Bedürfnislosigkeit schader dem Bruttoinlandprodukt'. Das ist ein schöner Satz. Die Umkehrung heisst dann: Die allgemeine Konsumwut schadet vor allem der Umwelt und auch den Menschen (als Angestellte unter dem Leistungsdruck, als Konsumenten unter dem Konsumdruck und als Lebewesen unter der Umweltbelastung).


    Langfristig hat unser Wirtschaftsmodel keinen Bestand, weil es darauf basiert, dass eine Firma immer mehr Umsatz machen muss. Das ist spätens an dem Punkt unmöglich, wenn schliesslich eine einzige Firma das gesamte Waren- und Dienstleistungsangebot der gesamten Welt abdeckt...


    Dieses Modell war wichtig, um eine rasch wachsende Bevölkerung mit den notwendigen Nahrungsmittel und allem für den täglichen Bedarf abzudecken. In den westlichen Ländern ist dieser Bedarf gedeckt, die Bevölkerungszahlen wachsen nur noch wenig. Nun ginge es darum, eine nachhaltige Wirtschaft zu betreiben, welche den Bedarf auf lange Sicht abdeckt, ohne jedoch Raubbau an den Ressourcen (wozu ich auch die Menschen in 'Form' von Angestellten rechne) zu betreiben.




    Sicher, alles kann man nicht sozialverträglich kaufen, aber es gibt schon so vieles, wenn man will und das Kleingeld dazu hat. Ich versuche es zumindest, soweit mein Portemonnaie es hergibt. Habe da jetzt vor allem mit Kinderkleidung angefangen, vor allem die GOTS zertifizierte und damit besonders nachhaltig hergestellte, zu kaufen. Ansonsten kaufe ich das meiste im Biomarkt ein (nicht zum Bio-Discounter) und versuche meinen Konsum, vor allem an Fleisch zu reduzieren. Klar ich kauf auch liebend gern bei Amazon ein und lasse vieles über Hermes verschicken, wo man auch weiß, dass die Arbeitsbedingungen nicht das Goldene vom Ei sind. Aber irgendwo sind halt Grenzen gesetzt. Ich denke, fast jeder kann irgendwo anfangen, und wenn es nur bei Kleinigkeiten ist.

    Das finde ich einen tollen Rat, und ich halte es selber auch so: Man kann einfach mal irgendwo anfangen, wo es einem selber am Herzen liegt. Oft muss man ja auch ein wenig Zeit und Energie investieren, um ein Produkt zu finden, das nachhaltig/lokal produziert ist, den eigenen Bedürfnissen entspricht und vom Preis-Leistungs-Verhältnis her stimmt.


    Meine Erfahrung ist ähnlich, wie bei der Diskussion, die wir zum Vegetarismus hatten: Wenn man mal anfängt, kann man zuerst Panik bekommen, dass man 'gar nichts' in der gewünschten Form bekommen kann, aber meist schaut man eben auch am falschen Ort, nämlich bei den Grossverteilern. Manchmal braucht es ein Umdenken, vielleicht wird man eher bei einer lokalen Kleinproduktion fündig.


    Aber zum Glück gibt es unterdessen auch immer mehr Grossverteiler, welche Ware aus nachhaltiger Produktion anbieten.


    Und das führe ich auf den Druck durch die Konsumenten zurück.

  • ...
    'Allgemeine Bedürfnislosigkeit schader dem Bruttoinlandprodukt'. Das ist ein schöner Satz. Die Umkehrung heisst dann: Die allgemeine Konsumwut schadet vor allem der Umwelt und auch den Menschen (als Angestellte unter dem Leistungsdruck, als Konsumenten unter dem Konsumdruck und als Lebewesen unter der Umweltbelastung).


    Langfristig hat unser Wirtschaftsmodel keinen Bestand, weil es darauf basiert, dass eine Firma immer mehr Umsatz machen muss. Das ist spätens an dem Punkt unmöglich, wenn schliesslich eine einzige Firma das gesamte Waren- und Dienstleistungsangebot der gesamten Welt abdeckt...


    Dieses Modell war wichtig, um eine rasch wachsende Bevölkerung mit den notwendigen Nahrungsmittel und allem für den täglichen Bedarf abzudecken. In den westlichen Ländern ist dieser Bedarf gedeckt, die Bevölkerungszahlen wachsen nur noch wenig. Nun ginge es darum, eine nachhaltige Wirtschaft zu betreiben, welche den Bedarf auf lange Sicht abdeckt, ohne jedoch Raubbau an den Ressourcen (wozu ich auch die Menschen in 'Form' von Angestellten rechne) zu betreiben.
    ...


    Dem stimme ich zu. Ich fürchte nur, das Rezept für eine Wirtschaft, die den Bedarf decken kann und die natürlichen Ressourcen erhält, ist noch nicht gefunden.
    Wenn Wachstum eine Voraussetzung für das Funktionieren einer modernen Geldwirtschaft ist, jedoch den Übergang zu einem nachhaltigen Wirtschaften erschwert oder verunmöglicht, was ist dann die Handlungskonsequenz?
    Abgesehen davon verhindern massive Probleme wie Überbevölkerung in anderen Ländern auf dieser Welt ein Wirtschaften ohne Raubbau an den Ressourcen.
    Ich will damit nicht sagen, dass man gar nix tun soll. Je mehr Menschen z.B. nur Fleisch und Eier von glücklichen Hühnern kaufen, desto mehr tragen dazu bei, dass sich die Massenproduktion unter tierquälerischen Bedingungen weniger lohnt. Auch wenn sie nicht verhindert wird, wird der Anteil der unter artgerechten Bedingungne gehaltenen Hühner steigen und jedes Tier, das nicht unter solchen Bedingungen leben muss ist es wert. Meiner privaten Meinung nach zumindest.
    Die Billigdynamik wird dadurch aber nicht gestoppt. Da müssen zustäzliche Instrumente her, die die Politik aus anderen als aus wirtschaftlichen, nämlich z.B. aus ethischen Erwägungen heraus, entwickelt und einsetzt, wie z.B. das Verbot der Käfighaltung.
    An manchen Punkten kann sich nur die staatliche Gemeinschaft bzw. Staatenverbünde entscheiden, Grenzen zu ziehen und durchzusetzen bzw. die Instrumente dafür zu schaffen.
    Wenn man den Bericht über Zalando als zutreffend unterstellt, muss man allerdings sagen, dass ja eigentlich wenn nicht alles, so doch Vieles da ist, um so etwas zu verhindern. Da muss man sich schon fragen, wie es sein kann, dass eine große Gewerkschaft wie verdi ein derart zahnloser Tiger ist, dass man dort Angst bekommt, sich zu verzetteln, wenn man sich nicht nur um einen, sondern um zwei Onlineversandbetriebe kümmern soll. Und das, obwohl die Problematik in Teilbereichen in absoluten Klassikern arbeitsrechtlicher Problematiken besteht wie eben der unternehmensseitig verhinderten Gründung eines Betriebsrates. Das hat mutmaßlich auch etwas mit dem fehlenden Rückhalt gewerkschaftlicher Anliegen in der Gesellschaft zu tun. Wer geht heute z.B. am 1. Mai noch auf die Straße?


    Wie wäre es z.b. mit Onlineinitiativen, in denen sich Bürger selbstverpflichten, erst wieder bei Unternehmen XY zu kaufen, wenn ein Betriebsrat gewählt wurde und seine Tätigkeit aufgenommen hat?

  • Die Frage, warum die Mitarbeiter keinen Betriebsrat wählen, scheint mir ein bisschen naiv. Es war ja die Rede davon, dass die Bildung eines Betriebsrats unterdrückt wird. Sowas passiert auch heutzutage noch immer wieder, indem man versucht, die Mitarbeiter, die sich daran beteiligen loszuwerden und sie schikaniert. Dies Methoden sind offenbar so wirksam, dass sie selbst bei Organisationen, bei denen man das nie für möglich halten sollte, etwa sozialen Unternehmen, die zu den großen Wohlfahrtsverbänden gehören, über Jahre und Jahrzehnt wirksam angewendet werden. Amazon nach Ausage von verdi offenbar seit Jahren und enger Beobachtung der Gewerkschafter. Trotzdem gelang die Wahl eines Betriebsrats erst 2013.


    Klar wird mancher Arbeitgeber tun, was er kann, um einen Betriebsrat zu unterdrücken. Aber sorry, dann müssen die Mitarbeiter sich eben auch mal "zusammenrotten", einen Arsch in der Hose haben und notfalls auch auf rechtlichem Wege ihr Recht durchsetzen. So was funktioniert aber halt nur, wenn auch die Mehrheit mitzieht. Wenn sich da vier, fünf Unerschrockene finden, die sich mit der Firmenleitung anlegen, um einen Betriebsrat zu bilden, und die anderen Mitarbeiter knicken alle ein und schauen schweigend zu, wie die Unerschrockenen schikaniert werden, nur um den eigenen Job nicht zu gefährden, dann wird das natürlich nie was.
    Ich weiß, das klingt jetzt so, als ob ich mir das alles furchtbar leicht vorstelle, ist aber nicht so. Nur muß man eben manchmal für Dinge im Leben auch kämpfen, und wenn sich viele Leute einig sind, können sie auch gegen jemanden, der scheinbar überlegen ist, viel durchsetzen.
    Aber vielleicht ist gerade in der Hinsicht die Medienpräsenz gar nicht so schlecht, weil die Firma dann irgendwann Zugeständnisse macht, um die schlechte Presse loszuwerden.

  • Kjartan

    Hat das Thema geschlossen.