Das Weglassen der Cosmopolitan ist sehr schade und auch schlimm.
Das Weglassen? Ja, da haste vielleicht nen guten Punkt getroffen. So kurz vor Produktionsbeginn der neuen Staffel könnte die Nachricht bedeuten, dass man gerade Verhandlungen geführt hat und die Bauer Media Group unzufrieden war. Oder eben: dass Klum/Pro7 kein großes Interesse mehr gezeigt haben. Wenn man zurück blickt, kann man ja auch kaum erkennen, dass Klum/Pro7 irgendetwas getan hätten, das dem Interesse des "Partners" Cosmopolitan entgegen kam. Im Gegenteil.
Als ich die Nachricht las, hab ich auch (wie so oft) spontan gedacht, sofort zu verstehen, was da läuft. Aber (wie so oft) lohnt das Nachdenken doch.
Erstmal ist der Markt von 2006 nicht der Markt von 2017. Gerade unter den Jugendlichen haben die Printmedien die stärksten Einbußen im Vergleich zu früher zu verzeichnen. Cosmo & Co haben mit zusätzlichen Online-Ausgaben reagiert, aber auf dem Markt ist die Konkurrenz erheblich. Unter anderem auch von TV-Anstalten ...
Wenn man das einmal bedenkt, sieht man, dass sich auch die Vertragsinteressen der beiden Partner hier gewandelt haben. Pro7 betreibt gerade auch mit GNTM als Flagschiff inzwischen ein eigenes Online-Unterhaltungsprogramm. Wer kommt heute schon auf die Idee, die Cosmo zu besuchen, um irgendetwas über GNTM-Kandidatinnen zu erfahren? Und die Werbepräsenz der Cosmo im Pro7-GNTM-Bereich ist mir ehrlich gesagt nicht besonders aufgefallen. Das beschränkte sich immer nur auf die berühmten Cover.
Für die Cosmo dürfte der Werbeeffekt jedenfalls immer bescheidener ausfallen. Unter den Siegerinnen-Heftchen-Käufern fiel der Bindungseffekt zuletzt wohl deutlich geringer aus. Und auf dem Online-Markt sind Bauer und Pro7 Konkurrenten geworden. Da dürften für die Cosmo wenig lukrative Exklusiv-Angebote übrig geblieben sein. - In der Hinsicht könnte ich mir vorstellen, dass an deinem "Weglassen" was dran ist und Klum/Pro7 der Bauer Media Group tatsächlich weniger angeboten haben.
Dann aber die andere Ebene: die Cosmo hat als Magazin ein Profil und eine Zielsetzung. Und es gibt sie immer noch, die Journalistinnen mit einem gewissen Anspruch. Die werden sich wohl ähnlich wie bombshell und pinda oben fragen, wieweit sich die Vanessa Fuchs und Kim Hnizdo noch mit Barbara Meier und Sarah Nuru als Werbeträgerinnen vergleichen lassen. Da ist die Antwort ganz klar: früher WAR es besser. Da sind tatsächlich Wege auseinander gegangen. Und für die Cosmo sind doch im Ernst nur diejenigen Zuschauer als Zielgruppe wirklich relevant, die Heidis Protektionismus-System mit Widerwillen sehen. Statt moderner junger Frauen, die "Willens und in der Lage sind" was zu leisten, bekommt die Cosmo brave Günstlinge aufs Titelbild serviert! Es ist sogar in der breiten Öffentlichkeit gemutmaßt oder als sicher unterstellt, dass GNTM genau die Angepassten und Unterwürfigen als Siegerinnen sucht.
Ist es "schade", wenn sich die Wege da trennen? Du sagst jetzt vielleicht "ja, für die GNTM-Kandidatinnen schon". Die haben doch mit dem Cosmo-Cover bisher immer etwas sehr Ansehliches im Portfolio gehabt. - Aber nein, sorry: wenn du darüber nachdenkst, kannst du schnell sehen, dass das nur unsere übliche Art ist, Dinge unverbunden nebeneinander stehen zu lassen, die sich aber doch gegenseitig ausschließen! Du weißt ja doch, dass GNTM keine Siegerin sucht, die ein ansehliches Portfolio braucht! Größere Karrieren zu fördern gehört erkennbar nicht zum Auftrag für OneEins. Also kann man das Cosmo-Cover auch "weglassen".
Vielleicht wurden also wirklich gerade Verhandlungen geführt, bei denen Klum/Pro7 genau das dachten: wir versuchen, den Preis zu drücken, weil im Grunde brauchen wir das nicht. Und wir lesen danach Berichte über die Pressemitteilungen der Bauer Media Group und unterstellen spontan, die wären die aktive Seite, die sich von der anderen trennt. Aber kann man das für sicher nehmen? Hätte die Bauer Media Group ihre Ankündigung nicht auch zu nem andren Zeitpunkt machen können, sagen wir mal: Anfang September, als die Verkaufserlöse des Siegerheftchens eingefahren waren?
Ich hab ja gestern die Einschätzung gepostet "Ich bin erleichert. Das war höchste Zeit." Aber da hast du mir mit deinem Wort echt zu denken gegeben. Und am Ende muss ich sagen: ich kann die Einschätzung nicht aufrecht erhalten. Wenn sie - wie ich unterstellt habe - zumindest AUCH aus journalistischem Ethos gehandelt haben, dann sollten sie das bitte auch klar ansprechen! Und das ist eben nicht geschehen.
Um's so laut wie möglich zu machen: die "Paparazzi"-Geschichten sahen nach sexistischer Ausbeutung der Mädel aus. In einer Welt mit Paparazzi sind die natürlich zur Stelle, wenn man Erotik-Shoots auf dem Hollywood-Boulevard macht. Das dann "mindestens fahrlässig in Kauf genommen" zu nennen, wäre schon naiv beschönigend. Aber es ist noch mehr geschehen: Thomas Hayo hat die Sache als Unfall dargestellt, der im business Gang und Gäbe sei. Dergleichen passiert also auch der Cosmo? Ja: ist schon geschehen! Sie waren hier als Partner an Bord und haben sich öffentlich nicht dagegen verwahrt. Demgemäß könnte (oder müsste?) man auch sagen: Die Cosmo ist eine Frauenzeitschrift, die sich von sexistischer Ausbeutung selbst in ihem Umfeld nicht distanziert.
DAS ist "schade und auch schlimm". Wenn sie sich sachlich distanzieren wollen, sollten sie es sachlich begründen.